Estland und Österreich machen es vor! Während in Deutschland etwa 50 Prozent der Verwaltungsleistungen nicht online genutzt werden können, trifft dies in Estland und Österreich lediglich für weniger als 15 Prozent zu.

Aktuell bekommt das Thema Digitalisierung in der Verwaltung jedoch neuen Schwung. Noch 2014 bestätigten 70% der befragten Führungskräfte im Public Sector, dass sie keine Strategie für die grundlegende Anpassung der Verwaltungsprozesse an die Veränderungen des Digitalzeitalters haben (höchster Branchenwert in der InterSearch-Studie Herbst 2014)

Dreieinhalb Jahre später ist die kluge und intelligente – die „Smart City“ – in aller Munde. Als Konsequenz organisieren sich die Städte wie z.B. Frankfurt neu und richten den Blick ganzheitlicher in Richtung Bürger und Unternehmen, um insgesamt bessere Lebensbedingungen zu erreichen, als lediglich die Verwaltung zu modernisieren und dem Onlinezugangsgesetz, nachdem bis 2022 alle geeigneten Verwaltungsdienste online zur Verfügung stehen müssen, Rechnung zu tragen. Städte wie Hamburg und Bonn haben sich nicht nur für eine Umorganisation entschieden, sondern dafür, die Position des Chief Digital Officers neu zu schaffen und sie bereits in diesem Jahr zu besetzen.

Was aber muss ein kommunaler CDO mitbringen, um erfolgreich zu sein?

Sicher, der CDO soll Innovationsideen einbringen und muss deshalb Zukunftstechnologien kennen, in der IT zuhause sein und moderne Arbeitsmethoden wie agiles Projektmanagement oder Design Thinking anwenden. Noch wichtiger aber ist seine Persönlichkeit. Schon der erste Schritt, die bestehenden Digitalisierungsstrategien der Stadt zu erfassen, ist im Hinblick auf die Komplexität herausfordernd und bedingt die Fähigkeit, eine ganzheitliche und überblickshafte Betrachtungsweise zu wählen und sich mehr auf die wesentlichen Strukturen als auf die einzelnen Details zu konzentrieren. Dann gilt es schnell, alle Stakeholder zu involvieren. Das sind nicht nur die eigenen Mitarbeiter im Amt für Digitalisierung oder bei städtischen IT-Dienstleistern, sondern insbesondere auch die CDOs oder CIOs der städtischen Unternehmen wie dem öffentlichen Nahverkehr, dem Flughafen, den Universitäten oder den Energieunternehmen. Hierzu sind ein kooperatives und partizipatives Verständnis der Zusammenarbeit und ein Begegnen auf Augenhöhe mit Führungskräften und Mitarbeitern unerlässlich. Für die ganzheitliche Strategieentwicklung muss der CDO in der Lage sein, bekannte Wege zu verlassen und neue Ideen zu entwickeln. Um Veränderungen zu initiieren, braucht er die Fähigkeit, Ideen und Themen zu präsentieren und andere dafür zu gewinnen. Schließlich ist bei der Umsetzung der entwickelten Strategien neben der Offenheit für Teamarbeit und der Idee koordinierend zu wirken immer auch Zielorientierung notwendig. Gerade komplexe Aufgabenstellungen sind ohne klare Entscheidungen nicht gut zu lösen. Der bereits Anfang 2018 gestartete Bonner CDO sieht seine Stärken übrigens in den Bereichen „Coach, Moderator und Katalysator“

Noch ein paar organisatorische Anmerkungen.

Wo soll der CDO „aufgehängt“ werden? Je höher desto besser! In Hamburg z.B. berichtet der CDO an den 1. Bürgermeister der Stadt und an den Chef der Senatskanzlei und auch in Bonn reportet der CDO an den Oberbürgermeister.

Im Hinblick auf die Idee, dass ein kommunaler CDO übergangsweise Schwung in die Digitalisierung bringen soll, könnte die Position befristet ausgeschrieben werden. So geschehen z.B. in Hamburg – hier gibt es eine dreijährige Befristung des Arbeitsvertrages. Inwieweit man erfolgreiche Manager aus der Wirtschaft dann gewinnen kann, muss bei dieser Entscheidung allerdings als Kehrseite bedacht werden. Wiederum in Hamburg hat man sich allerdings entschieden beim Gehalt keine Kompromisse zu machen und es an den Vergütungen der Wirtschaft orientiert.