Gibt es einen idealen Bildungsweg für Executive Search Berater:innen? „Meiner Meinung nach nicht. Es kommt auf das Skillset und die Erfahrung an. Aber vor allem muss man seinen Job lieben“, sagt Marta Rojko, Director of Operations bei P&P InterSearch Slovenia in Ljubljana. „Natürlich sind als Berater:in Empathie, Vertrauenswürdigkeit und ausgeprägte Kommunikationsfähigkeiten unabdingbar, um zwischen den Zeilen zu lesen und Menschen zu verstehen“, fügt Rojko hinzu. Man entwickele dafür im Laufe der Zeit eine untrügliche Intuition. Das Einarbeiten in unterschiedliche Firmen- und Branchenstrukturen sei ebenfalls eine wichtige Fähigkeit. Rojko und ihr Team fokussieren sich zwar auf den Executive-Search-Markt, bieten aber auch andere HR-Dienstleistungen von Management Audit bis Leadership Development an. „Zuletzt wurden wir viel für Gehalts- und Benefit-Analysen beauftragt, denn Unternehmen konzentrieren sich auch in Slowenien verstärkt darauf, gute Führungskräfte zu halten.“ Slowenien sei ein Kandidatenmarkt mit historisch niedriger Arbeitslosenquote und Kandidat:innen, die ihren Wert kennen.

Slowenien ist ein sehr kleiner Markt

P&P InterSearch Slovenia unterstützt Unternehmen aus vielen unterschiedlichen Sektoren bei Personalsuchen. „Zuletzt hatten wir viele Kunden aus dem Finanzwesen. Das ist in Slowenien eine besonders spannende und herausfordernde Branche, weil sie so klein ist und es nicht so viele Banken gibt und die meisten Menschen innerhalb der Branche sich kennen. Man muss bei Personalsuchen also besonders behutsam vorgehen“, erklärt Rojko. Aufgrund des kleine Marktes sind die Mitarbeiter:innen in Rojkos Unternehmen nicht auf eine bestimmte Branche fokussiert. Sie bringen Expertise aus den Bereichen Personal, Soziologie, Kommunikation, Public Relations, Psychologie und Wirtschaft mit. Rojko beschreibt die geringe Größe des slowenischen Marktes als ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite, so Rojko, könne man den Research-Part einer Personalsuche sehr schnell und gründlich durchführen: „Man kann relativ schnell sagen, wir haben mit allen passenden Kandidat:innen gesprochen“. Andererseits stieße man auch schneller an seine Grenzen. „Wir befinden uns in ständigem Austausch mit unseren Kund:innen und kommunizieren notwendige Anpassungen der Suchprofile früh und proaktiv. Das können Sprachfähigkeiten oder der Bildungshintergrund sein. In Ausnahmefällen weiten wir die Suche auch auf Länder außerhalb Sloweniens aus.“

Gehaltsniveaus sind sehr unterschiedlich

Bei internationalen Personalsuchen schätzt Rojko die flüssige und kooperative Zusammenarbeit mit den Mitgliedern des internationalen InterSearch Netzwerks. „Wir haben zum Beispiel kürzlich mit den Kolleg:innen aus Österreich kooperiert, und als operativer Partner für deren Kunden einen Regional Sales Manager gesucht. Dabei ergänzen wir uns perfekt mit unserem regionalen Wissen und unseren persönlichen Erfahrungen.“ Vor allem im Bereich Gehaltsniveau konnte P&P InterSearch Slovenia beratend tätig werden. „Das ist eine der großen Herausforderungen bei internationalen Suchen. Das Gehaltsniveau in Slowenien ist niedriger als bei anderen europäischen Ländern wie Österreich oder Deutschland – dort wird es also schwieriger Kandidat:innen von einem Wechsel zu überzeugen. Wir suchen daher häufiger Kandidat:innen in Ländern mit ähnlichem Gehaltsniveau wie beispielsweise Kroatien, Serbien, Bosnien oder auch Ungarn und Bulgarien.“

Abwandernde Talente und Kandidat:innen, die nicht pendeln wollen

Viele slowenische Talente verlassen seit Jahren das Land, um besser bezahlte Jobs im Ausland anzunehmen. „Wir erleben aber auch eine große Bereitschaft, zurückzukehren. Die meisten wollen Slowenien nur auf Zeit verlassen“, sagt Rojko. Dabei käme es durchaus auch vor, dass Kandidat:innen bereit seien, niedrigere Gehälter anzunehmen. „Ihnen ist bewusst, wie die Gehaltsniveaus in Slowenien aussehen und sie nehmen das in Kauf, um näher bei ihrer Familie sein zu können“, sagt Rojko. Dazu gäbe es Slowenien aufgrund seiner geringen Größe eine weitere Besonderheit: „Slowenier:innen pendeln nicht gerne. Ein Arbeitsweg von einer Stunde oder teilweise auch nur 40 Minuten ist für viele undenkbar und wird entweder direkt abgelehnt oder geht mit deutlich höheren Gehaltsforderungen einher.“ Einiges davon ändere sich gerade durch die Möglichkeit, zumindest teilweise remote zu arbeiten. Aber besonders bei der Personalsuche für Industrieunternehmen, die Standorte in abgelegeneren Regionen haben, sei dies trotzdem schwierig. „Ein Kunde aus dem Fertigungssektor suchte für seinen Standort nur Kandidat:innen, die 30 Minuten entfernt lebten. Vor allem in abgelegeneren Regionen haben es Locals leichter, akzeptiert zu werden“, sagt sie.

Auf dem Executive Level sieht es anders aus

Die relative Unbeweglichkeit der slowenischen Kandidat:innen treffe laut Rojko aber vor allem auf die mittlere Führungsebene oder Spezialist:innen zu. „Auf dem Executive Level gibt es das eigentlich nicht. Führungskräfte sind immer bereit, zu pendeln und auch vor Ort präsent zu sein. Für sie ist kein Weg zu weit.“ Sie betont, dass auch Remote Work bei Führungskräften im C-Level kein Thema sei und bei Vorstellungsgesprächen auch nicht nachgefragt würde. „Führungskräfte müssen vor Ort sein, um ihr Team richtig kennenzulernen und zu leiten.“

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Marta Rojko

Marta Rojko ist Kommunikationsspezialistin und Soziologin. Sie ist seit vier Jahren bei P&P InterSearch Slovenia als Director of Operations aktiv, wo sie neben internationalen und komplexen Personalsuchen auch Kooperationen Marketingprojekte betreut. Nach dem Studium arbeitete sie in einem hochtechnologischen, entwicklungsfokussierten Produktionsunternehmen, bevor sie für fünf Jahre nach Dubai zog. P&P InterSearch Slovenia fokussiert sich auf Executive Search, bietet aber auch alle Dienstleistungen im Bereich HR Consulting von Management Audits bis Nachfolgeplanung an.

Slowenien in Zahlen

BIP: 61,6 Mrd. USD
Wirtschaftswachstum: 8,1% im Vergleich zum Vorjahr
Pro-Kopf-Jahreseinkommen: ca. 29.193 USD
Inflationsrate: +1,9% im Vergleich zum Vorjahr
Arbeitslosenquote: 4,7%
Beschäftigte im Dienstleistungssektor: ca. 70,8%
Quelle: Statista 2021