Die großen HR-Trends 2022 knüpfen nahtlos an die Entwicklungen der vergangenen zwei Jahre an, sagt Thorsten Brunsemann, Client Partner am Frankfurter Standort von InterSearch Executive. Für ihn sind es vor allem die Themen psychische Gesundheit, hybrides Arbeiten und die Verzahnung von HR und IT sowie Diversity und die neue Bedeutung von HR in Unternehmen, die Personalabteilungen im nächsten Jahr beschäftigen werden. „Die Entwicklung ist in diesen Bereichen noch längst nicht abgeschlossen“, erklärt er. Als größte externe Einflussfaktoren sieht Brunsemann die anhaltende pandemische Lage und die fortschreitende Digitalisierung.

CEOs werden für das Thema psychische Gesundheit sensibilisiert

Wie in so vielen Bereichen des Lebens hat die anhaltende pandemische Lage auch im Personalbereich bereits laufende Entwicklungen verstärkt. So zum Beispiel im Bereich Gesundheit allgemein und „Mental Health“ im Speziellen. Die Angst um die eigene Gesundheit, andauernde Lockdowns, Isolation und Einschränkungen haben sich bei vielen negativ auf die psychische Gesundheit ausgewirkt. „Dadurch entstand die Herausforderung, alle Teams und Mitarbeitende über rein digitale Kanäle aus der Ferne adäquat zu unterstützen. Meistens hat man ja nur kurze Termine und muss darin feststellen, wie es den Leuten geht und ob der Workload angemessen ist. Das war für viele Führungskräfte sehr neu,“ erklärt Brunsemann. Er sieht daher die HR-Abteilungen in der Pflicht, Führungskräfte zu sensibilisieren und eine gesunde Arbeitskultur zu etablieren. „CEOs müssen geschult werden, wie sie frühzeitig auch aus der Ferne erkennen können, wie es ihren Mitarbeiter:innen geht.“

Hybrides Arbeiten wird die Norm bleiben

Eine Entwicklung, die auch nach der Pandemie bleiben wird, ist das hybride Arbeiten. „Es hat sich gezeigt, dass flexible Lösungen funktionieren, daher werden wir nie wieder zu 100% Präsenz zurückkehren. Und Kandidat:innen erwarten das auch“, versichert Brunsemann. Er merkt aber an, dass viele Arbeitgeber:innen immer noch das Präsenzmodell bevorzugen. „Das wird ihnen große Nachteile im Recruiting einbringen“, sagt er. Vor allem im IT-Bereich werden jetzt schon Stellen komplett remote ausgeschrieben. Außerdem hinken viele Personalabteilungen technisch noch hinterher. „Vor allem technische Lösungen und Tools werden immer wichtiger. HR-Abteilungen müssen neue Prozesse und die daraus entstehenden Anforderungen – vor allem an technische Lösungen – definieren. Hier werden sie zukünftig noch viel stärker mit der IT-Abteilung zusammenarbeiten müssen“, erklärt Brunsemann.

Die Verzahnung von IT und HR ist unumgänglich

Zu den großen Aufgaben für 2022 zählen auch weiterhin die Automatisierung und Digitalisierung von Prozessen im HR-Bereich. Künstliche Intelligenz, nicht nur im digitalen Recruiting, Zeiterfassung, CRM-Systeme – es müsse geklärt werden, welche Tools benötigt werden und welche Daten daraus gewonnen werden können. Darin stecke großes Potenzial, durch die Analyse eben jener Daten zukünftige Entwicklungen vorherzusagen. „Das ist für viele Personalabteilungen teilweise noch ganz neu. Hier müssen die Mitarbeiter:innen noch weiter geschult werden und stärker mit den CIOs der Unternehmen zusammenarbeiten, denn es fehlt vielerorts noch an digitaler Kompetenz“, sagt Brunsemann.

Diversity und Inklusion werden zu Pflichtthemen

Brunsemann sagt es sehr deutlich: „Unternehmen können es sich nicht mehr leisten, die Einbindung diverser Kandidat:innen auszuklammern.“ Das sei nicht nur eine Frage von gesellschaftlicher Teilhabe oder Employer Branding, sondern aus wirtschaftlicher Sicht einfach eine Notwendigkeit. „Beim aktuellen Fachkräftemangel wäre es fatal, qualifizierte Kandidat:innen auszuschließen. Wir befinden uns in einem „War of Talents“ und müssen dringend den gesamten Kandidatenmarkt bei unseren Suchen einbeziehen.“ Dafür müssten Unternehmen explizit „Diversity Recruiting“ einführen. Neben Nachhaltigkeit und „Purpose“ sei Diversität zudem einer der größten Attraktivitätsfaktoren eines Unternehmens, die maßgeblich zur Mitarbeiterzufriedenheit beitragen.

Bedeutung und Selbstverständnis der HR verändert sich

Seit der Pandemie hat der gesamte Bereich Human Resources ein neues Standing in Unternehmen. Durch den Umzug der Mitarbeiter:innen ins Homeoffice fiel ein Großteil der Veränderungen und Herausforderungen in den Bereich der Personalabteilungen. „Die HR-Abteilungen haben sich 2021 als die wichtigsten Krisenmanager bewiesen. Sie waren von den meisten Veränderungen betroffen und mussten sich komplett neu orientieren“, erläutert Brunsemann. Daraus sei eine ganz neue Wertschätzung innerhalb der Unternehmen entstanden. HR habe durch Themen wie Change Management und agiles Arbeiten sowie die Qualifikation von Mitarbeiter:innen einen großen Einfluss für die zukünftige strategische Ausrichtung eines Unternehmens – besonders in Anbetracht des anstehenden Generationswechsels, der sich durch alle Branchen zieht.