Indien ist ein großes, komplexes Land mit vielen kulturellen Unterschieden in den einzelnen Landesteilen – und über 200 Sprachen. „Regionale kulturelle Unterschiede finden ihren Weg auch in geschäftliche Kontexte – vor allem bei der Personalsuche. Daher hat unser Unternehmen Niederlassungen in Neu Delhi, Bangalore, Kalkutta und Mumbai“, erklärt Jyorden T. Misra, Managing Director bei Spearhead InterSearch in Indien. Nicht nur diese regionalen Unterschiede, sondern auch die extrem hohen Anforderungen an Kandidat:innen sieht er als Hauptherausforderungen seiner Branche.

Executive Search ist anerkannt bei herausfordernden Suchen

Executive Search ist in Indien erst seit den 90ern einer breiteren Masse bekannt. Davor war eher klassisches Recruiting verbreitet. Grund dafür war die Öffnung des indischen Marktes und der Influx globaler Unternehmen mit anderen Anforderungsprofilen. Damals traten auch große internationale Executive Search Unternehmen in den Markt ein – der Zeitpunkt zu dem auch Misra als Executive Search Consultant aktiv wurde. Er gründete Spearhead in dem Wissen, dass das Konzept von Executive Search in Indien erst bekannt gemacht werden müsste. „Auch nach 25 Jahren verstehen viele Unternehmen unser Modell noch nicht und glauben fälschlicherweise, dass sie ebenso hochqualitative Kandidat:innen auf deutlich günstigerem Wege erhalten“, erklärt Misra. Ungefähr ein Viertel des Marktes denke so. Allerdings seien genau so viel Firmen mittlerweile überzeugt vom Executive Search Modell. Die andere Hälfte des Marktes nutze Executive Search dagegen bei besonders wichtigen und herausfordernden Suchen. „Das zeigt deutlich, dass bei vielen Unternehmen ein grundsätzliches Verständnis für die Qualität von Executive Search vorhanden ist. Mittlerweile nutzen auch nicht mehr nur multinationale Konzerne, sondern auch indische Unternehmen die Dienstleistungen von Executive Search Consultants“, sagt Misra.

Indien sucht nach „Supertalenten“

Indien ist das Technologie-Zentrum schlechthin: Die FinTech- und AgriTech-Sektoren boomen, es gibt über 50.000 offiziell registrierte Start-ups auf dem indischen Markt, davon 2021 sogar 44 Einhörner. Die Branchen IT, AI, Robotics und Data Science sind besonders umkämpft. Der Kandidatenmarkt ist dabei sehr volatil und es herrscht eine enorme Nachfrage nach Leadership-Talenten. Der private Sektor ist so riesig und die Anforderungen an Führungspersonal sind so hoch, dass es Schwierigkeiten gibt, die Positionen zu füllen. „Hier wird eine strenge Unterscheidung zwischen den sehr gut ausgebildeten „normalen“ Kandidat:innen und sogenannten „Supertalenten“ gemacht“, sagt Misra. Die meisten Firmen suchen nur ganz an der Spitze des Talentpools.

Der indische Markt wird beliebter bei Expats

Auf der anderen Seite seien die Kandidat:innen auch extrem anspruchsvoll und generell gut ausgebildet. Das hat dazu geführt, dass die Vergütungen mittlerweile sehr vergleichbar mit westlichen Märkten sind. In Kombination mit den geringen Lebenshaltungskosten macht dies Indien auch attraktiv für Kandidat:innen aus dem Ausland. „Viele Unternehmen stellen am liebsten Inder:innen ein, die im Ausland studiert haben. Ungefähr 30 Millionen Inder:innen leben außerhalb Indiens, aber viele von ihnen kehren nun wegen der attraktiven Bedingungen zurück“, sagt Misra. Spearhead hat aus diesem Grund ein dediziertes Programm für PIOs – „Professionals of Indian Origin“ gegründet.

Beratungen werden spezialisierter und Personalsuchen schneller

Misra beobachtet neben der horizontalen Entwicklung einiger Personalberatungen auch eine vertikale Entwicklung: „Die hohen Ansprüche der Kund:innen erfordern so ein tiefes Wissen über die jeweilige Branche, dass es reine Generalisten zukünftig schwer haben werden. Kleinere, spezialisierte Executive Search Firmen werden dagegen immer erfolgreicher.“ Ebenfalls große Änderungen gäbe es in Bezug auf die Dauer einer Personalsuche. „Normalerweise rechnen wir bei Suchen für C-Level-Positionen mit 7-9 Monaten, aber die Kund:innen wollen die Suchen zunehmend innerhalb von 5-6 Monaten abgeschlossen wissen. Auf niedrigeren Ebenen werden sogar nur noch 90 Tage geplant, bis eine geeignete Kandidatin oder Kandidat gefunden ist. Von unserer Seite ist daher auch Erwartungsmanagement gefragt – es gibt keine Abkürzungen im Executive Search.“

InterSearch unterstützt bei internationalen Suchen

Laut Misra bietet das InterSearch Netzwerk Reichweite und einen internationalen Fußabdruck, der vor allem bei grenzübergreifenden Personalsuchen hilfreich ist. „Immer mehr indische Unternehmen treten in globale Märkte ein – und internationale Unternehmen in den indischen Markt. Da ist ein internationales Netzwerk, das bekannt ist für seine gleichbleibend hohe Qualität bei allen nationalen Partnern wirklich Gold wert.“ Misra schätzt auch besonders die Practice Groups innerhalb des InterSearch Netzwerks, in denen auch viele indischen Kolleg:innen maßgeblich aktiv sind.

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Jyorden T. Misra

Jyorden T. Misra ist Geschäftsführer von Spearhead InterSearch und Vorstandsmitglied von InterSearch Worldwide. Er ist seit über 25 Jahren als Executive Search Consultant tätig und einer der Pioniere der Branche in Indien.

Indien in Zahlen

BIP: 2,95 Bio. USD
Wirtschaftswachstum: ca. 9,5% im Vergleich zum Vorjahr
Pro-Kopf-Jahreseinkommen: ca. 2.116 USD
Inflationsrate: ca. 5,6% im Vergleich zum Vorjahr
Arbeitslosenquote: ca. 5,98%
Erwerbsquote: 46,3%
Beschäftigte im Dienstleistungssektor: ca. 32,3%
Quelle: Statista, Destatis 2020/21