Krise? Welche Krise? So könnte etwas zugespitzt die Antwort des Immobilienmarktes auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie lauten. Die Preise gerade für Wohneigentum klettern stetig nach oben, der Baum-Boom hält an. Die Pandemie-Situation hat sogar dazu beigetragen, das noch zu befeuern. Das eigene Heim wurde zusehends wichtiger, manch einer etablierte das Arbeiten im Homeoffice, das Pendeln vermisste wohl kaum jemand. Dank des mobilen Arbeitens ist das städtische Umland gefragter denn je.

So verbesserte sich im Mai und Juni die Stimmung unter den rund 1.200 Expertinnen und Experten, die im Rahmen des Immobilienklimas¹ von der Deutschen Hypo befragt werden und ähnlich wie beim ifo-Konjunkturtest die gefühlte Geschäftslage wiedergeben. Im Vergleich zum Mai stieg der Index im Juni demnach um 15,0 Prozent auf nun 96,6 Punkte – ein Niveau, das seit Beginn der Corona-Pandemie nicht mehr erreicht wurde, so die Deutsche Hypo.

Aber auch das Büroklima kann eine überdurchschnittliche Steigerungsrate von 18,2 Prozent verzeichnen. Die aktuelle Befragung ergab mit 89,7 Punkten den vorläufig höchsten Wert in diesem Jahr. Die mit Abstand geringsten Anstiege zum Vormonat zeigten das Logistikklima (161,7 Zählerpunkte) sowie das Wohnklima (152,9 Zählerpunkte) mit jeweils 1,5 Prozent.

Unsicherheit in Zeiten der Pandemie

„Trotz der positiven Entwicklung ist es vor allem im technischen Bereich momentan schwierig, geeignete Kandidatinnen und Kandidaten zu finden“, sagt Michael Kranaster, Client Partner bei lnterSearch Executive Consultants in Hamburg. So sei nicht nur der Aufwand für eine Suche gestiegen, sondern auch die Anforderungen an die Interessent:innen. Gleichzeitig hätten sich die Ansprüche der potentiellen Bewerber:innen an eine neue Aufgabe gewandelt. „Und auch wenn der monetäre Aspekt natürlich eine mitentscheidende Rolle spielt, sind viele andere Komponenten wie die Möglichkeit von Homeoffice, Aufstiegschancen, variable Vergütungsbestandteile und natürlich das Team, in dem man künftig arbeiten wird, für einen Wechsel wesentlich“, erklärt Kranaster.

Insbesondere beim Thema Vergütung stößt man schnell an Grenzen, wenn dadurch das Gehaltsgefüge im Unternehmen verletzt wird. Dann fehlt es auf Seite der Kandidatinnen und Kandidaten meist am Willen, die Position oder den Arbeitgeber zu verändern. „Auch das ist vielleicht eine Folge der Unsicherheit in der Corona-Pandemie“, meint Kranaster.

Personalberatung nicht erst einschalten, wenn es zu spät ist

Aktuell sind Kranaster zufolge vor allem Personen aus den Bereichen Bauingenieurwesen und Architektur, Projektentwicklung, IT und Investment, sowie Vermietung mit mehrjähriger Berufserfahrung im Immobiliensektor gefragt.

Dabei gerieten Unternehmen zunehmend unter Zeitdruck. „Häufig schalten sie eine Personalberatung erst ein, wenn die eigene Suche schon gescheitert ist, dabei geht wertvolle Zeit ins Land“, erklärt Kranaster. Besser sei es, von vornherein gemeinsam Kriterien zu definieren und eine koordinierte Suche zu starten, denn nur mit einer Stellenanzeige sei es heute nicht mehr getan.

 

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¹Mit einer breit angelegten Befragung zum Immobilienklima wird die gefühlte Geschäftslage, das Immobilienklima, gemessen. Zu den Befragten zählen nach Angaben der Deutschen Hypo Projektentwickler:innen, Investor:innen, Banken, Versicherungen, Betreiber:innen, Dienstleistungs- und Beratungsunternehmen aller typologischen Teilbereiche des Immobilienmarktes. Die Skala des Immobilienklimas reicht von 0 bis zu 200 Zählerpunkten. Werte unter 100 deuten zunehmende Unsicherheit bzw. Skepsis an.