Wie finde ich eigentlich den Einstieg in die Executive-Search-Personalberatung? Da es sich nicht um einen Ausbildungsberuf handelt, führen viele Wege zum Ziel, häufig über einen Quereinstieg. Ein erster Karriereschritt ist oftmals der Executive Search Consultant.

Als Executive Search Consultant ist man für den so genannten Research, also die Suche und direkte Ansprache vielversprechender Führungskräfte verantwortlich. Der Auftrag zur Kandidat:innensuche, zum Beispiel für eine C-Level-Position, erfolgt entweder über einen Pitch oder per Direktauftrag. Bei einem Pitch stellen sich mehrere Personalberatungen dem Unternehmen vor und präsentieren ihre Strategie sowie erste geeignete, anonymisierte Kandidat:innenprofile.

„Da wir langjährige Kundenbeziehungen pflegen, werden wir meist mit einer exklusiven Mandatierung direkt beauftragt“, erläutert René Bernhardt, Executive Search Consultant in Hamburg. Er und seine Kolleg:innen sind dann ab dem ersten Kundenbriefing mit an Bord. „Wann immer es möglich ist, präsentieren wir uns dem Kunden als Team mit unserem Berater oder unserer Beraterin, das gemeinsam die beste Führungskraft sucht“, ergänzt Bernhardt.

 

Perfect Match statt vieler Lebensläufe

In der Beziehung zum Kunden ist vor allem Nachhaltigkeit gefragt. Für InterSearch Executive Consultants zählt nicht, möglichst viele Kandidaten bei Unternehmen mit interessanten Vakanzen vorzustellen, beziehungsweise viele Lebensläufe zu verschicken. Vielmehr gilt es, die Anforderungen und Wünsche beider Seiten zu berücksichtigen – die des Unternehmens genauso wie die der Kandidat:innen. So wird der Kundenstamm nachhaltig betreut und nur so ist es möglich, weiterempfohlen zu werden oder Folgeaufträge zu erhalten.

„Von Beginn an geht es uns um kundenoptimierte Lösungen, unsere Suchstrategie ist optimal auf unsere Kunden angepasst“, betont David Töller, Senior Executive Search Consultant in Köln. Dies kann nur durch enge Kommunikation mit dem Kunden geschehen. Es müssen Suchprofile und Zielfirmenlisten definiert und Exposés der vorgeschlagenen Kandidat:innen erstellt werden, auch das ist eine Aufgabe des Executive Search Consultant in Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Berater oder der Beraterin.

 

Seriosität und professionelles Auftreten sind Pflicht

Neben dem Webresearch, der Recherche nach Kandidat:innen im Internet oder auf den einschlägigen sozialen Webseiten, spielen auch das Studium von Fachmagazinen, Messebesuche sowie der telefonische Ident von Kandidat:innen eine große Rolle. Bei der Recherche und der Direktansprache per Telefon muss man oft Hartnäckigkeit beweisen, nicht immer erwischt man den richtigen Moment, manch einer ist darauf gebrieft, genau solche Anrufe abzuwimmeln. Seriosität und professionelles Auftreten sind da natürlich Pflicht. „Wir versuchen, die Personen in einem Moment zu erreichen, wo sie sich Zeit für uns nehmen können, aber wenn es gerade nicht passt, machen wir direkt einen Termin aus“, erklärt Anika Johann, Executive Search Consultant in Köln.

Dabei sprechen die Executive Search Consultants mit Personen, die sich mit einem Job-Wechsel gedanklich überhaupt noch nicht beschäftigt haben. „Wir machen ihnen die neue Position schmackhaft, etwa über die Darstellung des Unternehmens“, erläutert Töller. Dabei habe man permanent die Frage im Hinterkopf: „Was könnte die Motivation für einen Wechsel sein, was ist der Trigger, den wir ansteuern können.“

Ist das Interesse geweckt, werden Lebensläufe eingefordert, diese vorab auf mögliche Lücken oder besonders auffällige Punkte überprüft und in einem anschließenden Telefoninterview weitere offene Fragen diskutiert. Neben den Rahmenbedingungen wie Kandidat:innenmobilität, Kündigungsfristen und insbesondere Gehaltsvorstellungen, werden in diesen ca. 20 bis 30 Minuten dauernden Gesprächen vor allem die Motivatoren sowie die Hintergründe des bisherigen Karriereverlaufs analysiert. Zu den Motivatoren können neben Geld, Prestige oder persönlicher Verwirklichung auch eine neue berufliche Aufgabenstellung, der nächste Karriereschritt, persönliche Weiterentwicklung oder ein Branchenwechsel gehören.

Mit den so gewonnenen Erkenntnissen gehen die Executive Search Consultants auf die verantwortlichen Partner:innen zu, um zu diskutieren, welche der Kandidat:innen die aussichtsreichsten sind, die im Anschluss mithilfe der Assisten:innen für persönliche Interviews terminiert werden, um ihre Persönlichkeit noch genauer unter die Lupe zu nehmen.

 

Kommunikationstalent gehört zum Jobprofil

Als Fähigkeiten gefragt sind Miguel Alcala zufolge Fingerspitzengefühl für die Bedürfnisse des Kunden. Alcala ist als Senior Executive Search Consultant in Frankfurt tätig. Im Gespräch mit den Kandidat:innen gilt es für ihn, innerhalb kürzester Zeit eine Beziehung zum Gegenüber aufzubauen und quasi permanent eine Bedarfsanalyse zu erstellen. Deshalb gehören auch analytische Kompetenz, Empathie, Begeisterungsfähigkeit, Kommunikationstalent, Ausdauer, Gleichmut und Organisationskompetenz zum Jobprofil eines Executive Search Consultant.

Dabei sind Studium oder Ausbildung zweitrangig, wie Jonas Riede, Executive Search Consultant in Köln, erklärt. Wirtschaftswissenschaftliche Studiengänge seien zwar hilfreich, aber kein Muss. Die Möglichkeiten, in die Branche einzusteigen, seien heute extrem vielfältig. „Das Handwerkszeug kann man lernen, aber die Grundeigenschaften müssen stimmen“, sagt Töller. Methodik schlage heutzutage Wissen. Wo früher noch das Adressbuch als die wichtigste Waffe im Kampf um Talente galt, sei es heute die Methodenkompetenz.

Die Verdienstmöglichkeiten sind in der Branche sehr unterschiedlich und häufig Verhandlungssache. Meist wird ein festes Gehalt mit einer Bonusoption bei erfolgreicher Arbeit vereinbart.

 

Aufstieg zum Berater oder zur Beraterin

„Die Branche ist durchlässiger geworden, früher war es schwieriger zum Berater oder zur Beraterin aufzusteigen, das gilt heute nicht mehr“, sagt die Frankfurter Executive Search Consultant Doris Schmalenberg. Neben dem klassischen Einstieg über einen Werkstudierenden-Job sei auch der Weg über die Wirtschaftsberatung oder die Wirtschaft möglich. Nach dem Einstieg als Executive Search Consultant folgt der Senior-Titel. Ziel kann eine Berater-Tätigkeit mit Umsatzverantwortung sein, manche verbleiben im Research oder wechseln in die Wirtschaft. Auch hier gibt es keinen vorgezeichneten Pfad.

In einem sind sich die Executive Search Consultants einig: In diesem Beruf lernt man nicht nur viel über sich selbst, sondern auch über Menschen generell. Man erhält Einblicke in die unterschiedlichsten Bereiche und Branchen, von Finanzen bis zur Produktion. Und wenn die gemeinsamen Anstrengungen Früchte tragen und eine Position erfolgreich besetzt werden konnte, kennt die Freude keine Grenzen.